Blind Ego „Liquid“
Drittes Solo-Album von RPWL-Gitarrist Kalle Wallner
Flüssig. Kräftig. Mächtig.
Mit Liquid meldet sich das Soloprojekt von Kalle Wallner zurück und zeigt sich dabei vielseitiger denn je. Sieben Jahre sind seit dem Vorgänger ins Land gezogen. Und was macht der Ausnahmegitarrist aus dem Hause RPWL? Der hechtet sich in die Fluten des Rock! Kraftvoll brechen die neun Songs über den Hörer herein, waschen ihm gehörig den Kopf und tragen ihn doch sanft auf einer Woge der Faszination.
Liquid, flüssig. Mit diesem Wort betitelt Kalle Wallner sein neues Werk. Und kaum ein Begriff könnte die verschiedenen Strömungen besser beschreiben, welche die neun Songs des Albums vorantreiben. Mal fühlt man sich an die Wucht mächtiger Wellen erinnert, während die melodische Intensität der Musik schon im nächsten Moment jenes wohlige Gefühl hervorruft, das man verspürt, wenn man sich in den wallenden Fluten treiben lässt: schwebend, geschmeidig und doch aufregend, ja, aufwühlend. „Wasser ist Leben“, weiß der Volksmund, und doch wohnt ihm auch die reißende Macht der Zerstörung inne. Ebenso schizophren präsentiert sich auch Kalle Wallners neues Werk Liquid. Mal pechschwarz, aggressiv und schwer, in anderen Momenten glasklar, reinigend und frisch. Liquid pulsiert ab der ersten Sekunde voller Eleganz und versprüht dabei die Intensität puren Lebens, lässt den Hörer jedoch auch die brachiale Wut des Künstlers spüren.
Sieben Jahre hat sich Kalle Wallner Zeit genommen, um an seinem dritten Werk zu feilen. War der Erstling Mirror (2007) noch geschmeidig und fast melancholisch, packte der Freisinger 2009 auf Numb den Dampfhammer aus und servierte dem Publikum einen knallharten Brocken metallischen Hard Rock. Liquid fusioniert nun diese beiden Ansätze, ohne dabei jedoch nur die Summe seiner Teile zu sein. Vielmehr wurden alle Elemente organisch miteinander verschmolzen, und das Ergebnis sind neun Stücke, die von großen Hard Rock-Melodien über wuchtiges Metal-Riffing bis hin zu gefühlvollen Passagen alles mitbringen und so einen umfassenden künstlerischen Prozess vollenden. Im Zentrum all dessen steht Kalle Wallners ebenso virtuoses wie effektives Gitarrenspiel, das all den Energiesträngen eine gemeinsame Seele gibt.
Mehr denn je bewegt sich Kalle Wallner auf Liquid entschlossen auf ein Ziel zu, ohne dabei jedoch der Konvention zu viel Raum zu gewähren. Wie das programmatische Flüssige bahnt er sich seinen Weg geschickt auch da, wo zuvor vielleicht gar keiner war. Wallner dringt dabei nicht nur musikalisch in ungeahnte Dimensionen vor, kombiniert das Bewährte mit dem Mutigen, sondern versteht es auch inhaltlich mehr denn je, das musikalische Gerüst durch jenen aufrührenden Charakter zu veredeln, der die überaus persönlichen und doch universell verpackten Gefühlswelten in seinen verschiedensten Facetten darstellt.
Um seine Vision zum Leben zu erwecken, hat sich Wallner auch diesmal eine illustre Truppe aus internationalen Profis zusammengestellt, so sitzt abermals ex-Dreamscape-Mann Michael Schwager hinter dem Schlagzeug, während Sebastian Harnack (Sylvan), Ralf Schwager (Subsignal) und Heiko Jung (Panzerballett) die Bass-Dienste verrichten. Komplettiert wird die All-Star-Truppe von einem Gesangstrio, das aus dem Schweden Erik Blomkvist, dem Niederländer Arno Menses (Subsignal) und dem US-Import Aaron Brooks (Simeon Soul Charger) besteht. Für den perfekten Sound ist einmal mehr der Maestro aus dem Gentle Art of Music-Stall Yogi Lang verantwortlich.
Liquid paart Schönheit mit Zerstörung, Liebe mit Gewalt, Herz mit Gehirn. Und eins steht fest: das geht runter wie Öl – und ist dabei kein bisschen zäh!